Newsletter Nr 2
des Büros für nachhaltige Lebensweise
vom 26. März 2004
Das Gerangel um den Emissionshandel geht weiter. Die
Beratungen zwischen dem Wirtschaftsministerium und dem Umweltministerium
wurden allerdings unterbrochen. Bis Ende März muß die Bundesregierung
die Regularien an die EU übermitteln. Wie es scheint geht es Wirtschaftsminister
Clement vor allem um die Braunkohle, die der Energieriese RWE verstromt. Die
könnte durch den Emissionshandel vor dem Aus stehen.
Inhalt:
1. Klimawandel
2. Energiesparen
3. Nachhaltiger Konsum
1. Klimawandel
Vor ein paar Wochen stand auf der ersten Seite der Taz ein Artikel über
das Artensterben durch den Klimawandel. In der Lingener Tagespost stand allerdings
nichts darüber. Eine Gruppe von 19 Wissenschaftlern aus 5 Ländern
hatte einen Bericht in der "nature" veröffentlicht, wonach fast eine
Millionen Arten durch den Klimawandel aussterben könnten. Die Wissenschaftler
hatten mehr als 1000 Arten untersucht und dann auf alle Arten hochgerechnet.
Die Zeichen für den Klimawandel sind auch überall sichtbar. Die
letzten 5 Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Klimaaufzeichnung.
Nach Angaben des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) der UN
ist die Mittlere Temperatur in den letzten drei Jahrzehnten um 0,44 °C
gestiegen. Die Oceane sind um 17 cm gestiegen. Die Gletscher schmelzen weltweit
deutlich sichtbar ab. Die Vegetationsperiode verlängert sich. Im Frühjahr
beginnt es eher zu blühen und im Herbst später zu welken. Einige
Vogelarten ziehen im Winter nicht mehr nach Afrika sondern überwintern
in Spanien.
Die Enquetekommission zum Schutz der Erdatmosphäre des Deutschen
Bundestages hatte festgestellt, dass die CO2-Emissionen um 80-90% bis 2050
gesenkt werden müssen. Trotz der Warnsignale und der Wissenschaftlichen
Feststellungen ist das Kyoto-Protokoll immer noch nicht ratifiziert. Es
hängt an Rußland oder Australien. In Rußland scheint man
zu meinen, dass man Vorteile vom Klimawandel haben wird.
Deutschland scheint auch das einzige Land auf der Welt zu sein, dass die
regenerativen Energien stark ausbaut. Die USA wollen sich nicht am Kyoto-Protokoll
beteiligen. Vielleicht macht es der demokratische Präsidentschaftskandidat
Kelly.
Warum wird nur so wenig gehandelt. Auch in Deutschland ist die Kohlelobby
noch sehr stark. Man sieht es an den Verhandlungen über den Emissionshandel.
Wenn sie etwas tun wollen mailen sie doch dem Bundesverband der Deutschen
Industrie BDI, dass er seinen Widerstand gegen den Emissionshandel aufgeben
soll. Er selbst hat sich ja verpflichtet CO2-Emissionen einzusparen. Davon
will er aber nichts mehr wissen.
2. Energiesparen
Es wird noch nicht genug Energie gespart. Der Energieverbrauch stagniert,
aber ergeht nicht zurück. Im Verkehrsbereich scheint der Energieverbrauch
durch die Ökosteuer nicht mehr gewachsen zu sein. Ich habe auch schon
von 2% Reduzierung gehört. Aber im Wohnbereich scheinen mehr neue Wohnungen
hinzu zu kommen und so die Einsparungen an anderer Stelle wieder aufzufressen.
Dabei sind die Potentiale vor allem im Altbaubestand enorm. Es gibt Schätzungen
vom IWU (Instutut Wohnen und Umwelt) aus dem Anfang der 90er Jahre, die
von 30 - 70% je nach Baujahr der Häuser ausgehen. Die Bundesregierung
fördert auch die Altbausanierung und schreibt die Erneuerung alter
Heizkessel vor. Aber das scheint alles noch nichts zu helfen. Auch im Bereich
der Industrie könnten durch Kraft-Wärme Kopplung große Mengen
an Energie eingespart werden. Aber es kommt noch nicht zum Rückgang
des Energieverbrauches. Nach dem Szenario des Solarenergie Fördervereines
in Aachen mit 100% regenrativer Energieerzeugung müssen aber fast 50%
der Energie eingespart werden. Allein der Stand-By Verbrauch von Unterhaltungselektronik
und anderen Geräten soll für 5% des Stromverbrauches in Deutschland
verantwortlich sein. Die Tendenz ist hierbei steigend. Es gibt genügend
Erfindungen, die diesen Stand-By Verbrauch senken könnten, aber die
Industrie scheint keinerlei Interesse daran zu haben. Es gibt zwar die Liste
der GED (Geräte Energielabel Deutschland), aber der Verbrauch scheint
nicht zu sinken. Geben Sie aber trotzdem nicht auf, Energie zu sparen.
3. Nachhaltiger Konsum
Die Konsumenten selber haben es in der Hand, dass die Wirtschaft nachhaltiger
wird. Über 50% des Einkommens fließen in den privaten Konsum. Würde
ein Teil der Verbraucher auf ökologische und sozial verträgliche
Waren umsteigen, wäre schon viel gewonnen. Damit die Nachfrage steigt,
müßten aber auch die Verbraucher durch die Medien aufgeklärt
werden. Das ist aber immer noch nicht der Fall. Meist sind die Waren teurer,
weil sie die Kosten des Umweltschutzes nicht externalisieren. Nachhaltigkeit
ist aber immer nur ein Zusatznutzen des Produkts und nicht sein primärer
Nutzen. Auch der Staat könnte durch Ökosteuern mithelfen, umzusteuern.
Man kann z.B. in den Umweltberichten der Firmen wie z.B. Karstadt nachlesen,
dass diese schon einiges in Sachen Nachhaltigkeit machen. Auch Aldi bietet
schon einige wenige Bioprodukte an. Es muß aber noch mehr werden. Die
Agrarwende hat dazu beigetragen, dass sich die Fläche, die biologisch
bewirtschaftet wird deutlich vergrößert hat. Aber die Nachfrage
ist noch nicht so deutlich gestiegen. Auch andere Bereiche, wie z.B. die Ökotextilien
führen noch ein Schattendasein. Man kann sie schwierig bekommen, weil
es noch nicht so viele Geschäfte gibt, die sie anbieten und dann gibt
es auch noch eine Fülle von verschiedenen Labeln, bei der der Verbraucher
nicht mehr durchblicken kann. Immer mehr Großkaufhäuser legen
sich aber Selbstverpflichtungen für soziale Standards für die Herstellung
der Kleidung bei Subunternehmen in der Dritten Welt auf. Ein Manko ist aber,
dass diese Selbstverpflichtungen noch nicht richtig kontrolliert werden.
Einige Firmen, wie z.B. C&A haben eigene Kontrollorganisationen gegründet,
die aber noch wenig streng kontrollieren. Aber die Kampagne für Saubere
Kleidung bzw auf Englisch die Clean Clothes Campaign ist schon etwas weiter
gekommen. Es sind vor allen Dingen Frauen, die in solchen Sweatshops arbeiten
und die einen gerechten Lohn haben müssen. Auf der anderen Seite sind
es aber auch vor allem Frauen, die die Mode kaufen und so entscheiden könnten,
was sie kaufen. Alle Beteiligten, die am Konsum der Waren teilhaben sind
aufgerufen, ihren Beitrag zu leisten. Sonst kommen wir nie zu einer nachhaltigen
Welt.